75 Minuten nonstop musikalischer Hörgenuss

Es gibt Momente, in denen sich die Musik in ihrer ganzen Pracht entfaltet und eine Wechselwirkung zwischen Musikern und Zuhörern entstehen lässt. Das gelingt zwar nicht immer, doch beim Konzert der Blechbläser des Bezirkes Braunschweig am Sonntagnachmittag war etwas davon zu spüren …

Mit einem vielseitigen Repertoire im Gepäck unternahm das Blechbläserensemble des Bezirkes Braunschweig als „Musikalischer Reiseführer“ des Publikums in der (Konzert-)Kirche Gifhorn eine Weltreise der besonderen Art.

Start der Reise war Skandinavien mit „How great thou art“. In diesem schwedischen Folk Song von Carl Gustav Boberg (1859-1940) wird die Größe Gottes als Schöpfer zum Ausdruck gebracht.

Zwischenstopp in Russland. Stille herrschte im Kirchenschiff beim „Gebet“. Es gab wohl kaum jemanden, der nicht im Stillen die einfühlsamen Blechbläser bei dem Refrain begleitete „Hör meine Bitte, o Vater …“. Schon Friedrich Th. Vischer (1807-1887) wusste: „Kein Bild, kein Wort kann das Eigenste und Innerste des Herzens aussprechen wie die Musik. Ihre Innigkeit ist unvergleichlich, sie ist unersetzlich!“

Weiter ging es nach Israel. Klangschön und mit großer Überzeugung präsentierte das Blechbläserensemble „Hevenu shalom alachem“ (Wir wollen Frieden …). Mit kräftigem Applaus bestätigte das Publikum den Wunsch nach Frieden in diesem mit Unruhen erfüllten Land!

Die nächste Station war Afrika. Bereits nach den ersten Tönen „infizierten“ sich die Zuhörer mit dem temperamentvollen Rhythmus des Blechbläserensembles und stimmten freudig mit ein in „Ameni“ (Amen), von rhythmischem Klatschen begleitet! Ähnlich wurden die Zuhörer beim „Jesu asali awa“ (Jesus ist unter uns) eingeladen mitzuklatschen. Mit dem Song „Freedom is coming“ (Frieden wird kommen, Jesus wird kommen) wurde Afrika verlassen.

Inzwischen hatten sich die Blechbläser hervorragend eingespielt und steigerten sich bei den Gospels und Spirituals. Wahre Gospelfans hören nicht allein die Musik, sie erleben sie. So auch an diesem Nachmittag in Gifhorn. Rhythmisches Klatschen zur Musik ist Teil des Lobpreises an Gott. Die Musiker begeisterten das Publikum mit Klassikern, wie „Go down Moses“ (Geh hin Moses), „Somebodys knocking“ (Es klopft an die Tür …, Jesus), „Deep River“, „Down by the riverside“ (der Song beinhaltet die Entscheidung, die Waffen hinzulegen und keinen Krieg mehr führen zu wollen).

Was wäre eine Weltreise ohne die Musik Amerikas! Mit sympathisch wirkendem Selbstbewusstsein schmetterten die Blechbläser die Hymne „Glory hallelujah“ – nicht allein Mitklatschen war erwünscht, auch Mitsingen war erlaubt.

Mit dem bekannten „Amazing Grace“ (Wie wunderbar ist die göttliche Gnade) und einer besinnlichen harmonischen Vertonung eines irischen Segenswunsches endete die musikalische Weltreise. Die Zuhörer belohnten die Darbietungen des Blechbläserensembles mit stürmischem Beifall.

Als Dankeschön für ein Konzerterlebnis größter Intensität überreichten fünf Mädchen aus dem Publikum den Musikern eine in leuchtendem Orange voll aufgeblühte Rose.

Mit „Freedom is coming“ als erste Zugabe und „Down by the riverside“ als zweite verabschiedeten die Blechbläser das Publikum in den verbleibenden Sonntagabend.

Das Blechbläserensemble unter der Leitung von Olaf Klostermann beeindruckte und überzeugte durch sein harmonisches Zusammenspiel, wie auch mit der unverwechselbaren Verbindung von Lebensfreude, Musik und Religion.

Text: sis, Fotos: H. S., H.-W. H.